Nieren- und Blasensteine bekämpfen
Das Harnsteinleiden betrifft in Deutschland inzwischen etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung, entspricht aufgrund dieser Häufigkeit einer „Volkskrankheit“. Wie und warum Steine entstehen hat jedoch im Einzelfall unterschiedliche und häufig mehrere Ursachen.
Wenn sich Steine im Harntrakt bilden, ist das meist Folge einer Verkettung mehrerer Faktoren. Im Vordergrund stehen hier die Übersättigung des Urins, das Vorhandensein von mikroskopisch kleinen Gewebeschäden und die Wirkung bestimmter Makromoleküle im Urin. Steinbildende Substanzen und Kristalle werden normalerweise auch von gesunden Personen mit dem Urin ausgeschieden, dabei verfügt jeder Mensch auch über Substanzen, die die Steinbildung hemmen. Übersteigen die steinbildenden Substanzen eine kritische Konzentration, bzw. fehlen entsprechende Hemmstoffe, bilden sich Kristalle. Diese Kristalle wiederum können sich in den Harnkanälchen der Niere an winzigsten Gewebeschäden der Wand anlagern und schließlich mittels weiterer Urinbestandteile (Makromoleküle) weiter verkleben, dass sie das Leitungssystem verstopfen und zu sichtbaren Steinen heranwachsen.
Bekannte Faktoren, die eine Steinentstehung beeinflussen, sind z.B. die Zusammensetzung der Ernährung und die Trinkmenge, Stoffwechselerkrankungen wie z.B. die Überfunktion der Nebenschilddrüsen, Harnwegsinfektionen Erkrankungen der Nieren (Markschwammniere, Renal Tubuläre Acidose), Erkrankungen der Knochen und des Knochenmarks (Osteoporose, Tumorerkrankungen), Darmerkrankungen (M. Crohn, Colitis ulcerosa, Darmresektionen), erhöhte Harnsäure- oder Zystinausscheidung im Urin, die Einnahme bestimmter Medikamente und vieles mehr. Da in der Regel für die Entstehung eines Steines mehrere Gründe verantwortlich sind, lassen sich häufig nicht alle finden. Umso wichtiger ist daher, Sie auf die bekannten Ursachen hin zu untersuchen und insbesondere kann die korrekte Analyse Ihres Steines den entscheidenden Hinweis für dessen Entstehung und die richtige Nachbehandlung erbringen.
Mit Hilfe moderner Untersuchungsverfahren werden neu aufgetretene Harnsteine (Nieren-, Harnleiter-, Blasenstein) erkannt und mit Hilfe heutiger Verfahren behandelt. Neben der körperlichen Untersuchung führen wir bei jedem Steinpatient notwendige Laboranalysen durch. Diese beinhalten die Blutuntersuchungen und die Beurteilung des Urins anhand von Teststreifen (U-Stix Schnelltest), mit dem Mikroskop (Urinsediment) sowie mikrobiologisch (Urinkultur). Außerdem wird mittels bildgebender Untersuchungsverfahren (Ultraschall und Röntgenverfahren incl. CT, siehe Bilder) die Größe, Lage und Art des Steines beurteilt. Weitere Untersuchungen sind die Analyse des Steines selbst sowie eine entsprechend dem persönlichen Steinrisiko angepasste Stoffwechselabklärung.
Sollte der Stein nicht mit Hilfe von Medikamenten abgehen, kann eine Zertrümmerung erfolgen. Dazu stehen Methoden zur Verfügung wie die berührungsfreie Steinzertrümmerung (ESWL) bzw. die endoskopischen (d.h. ohne Schnitt) oder Operationsverfahren wie z. B. die Behandlung von Blasensteinen (Blasensteinlithotripsie), die Harnleiterschienung (JJ-Stent), Harnleiterspiegelung (URS) oder die Nierenspiegelung (PNL). Offene Operationen mit Hautschnitt sind nur noch sehr selten nötig. Außerdem steht ein speziell für die Steintherapie entwickelter Laser zur Verfügung.
Nach erfolgter Steinbehandlung und der Entlassung aus der stationären Behandlung wird das von uns entfernte Steinmaterial auf seine Zusammensetzung hin untersucht (Steinanalyse durch Röntgendiffraktion). Mit dieser sehr zuverlässigen Methode lassen sich sämtliche Steinarten bzw. Steinzusammensetzungen (Mischsteine) eindeutig beurteilen. Damit erhalten die Patienten Rückschlüsse auf die Steinentstehung und können Ihnen (bzw. über Ihren behandelnden Hausarzt oder Urologen) eine sinnvolle Umstellung ihrer Ernährungsgewohnheiten oder andere Maßnahmen für die Nachsorge (Metaphylaxe) empfehlen. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit für eine erneute Steinbildung gesenkt, die andernfalls bis zu 50 Prozent betragen.
Das Ziel ist die Konzentration der steinbildenden Anteile (lithogene Substanzen) im Urin so zu verdünnen, dass sie nicht mehr auskristallisieren. Dafür sollten Sie gleichmäßig über den Tag verteilt so viel trinken, dass die tägliche Urinmenge ca. 2 - 2,5 l beträgt. Ob Sie genug getrunken haben, erkennt man leicht an einer entsprechend hellen Urinfarbe, mit Hilfe von Teststreifen oder eines Urometers (Urinspindel), die in einer Apotheke erhältlich sind. Mit diesen lässt sich das spezifische Gewicht des Urins bestimmen (Empfehlung: < 1010 g/ml). Als Getränke eignen sich z. B. mineralstoffarme Mineralwässer, Früchte- und Kräutertees, abzuraten ist von Colagetränken, Schwarztee und Kaffee und insbesondere von alkoholischen Getränken. Zusätzlich ist eine ausgewogene, Vitamin- und ballaststoffreiche Kost zu empfehlen.
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