Die Darmspiegelung rettet leben

01.04.2025

Pro Jahr sterben 23.000 Menschen in Deutschland an Darmkrebs – obwohl dies vermeidbar wäre. Der Grund: Sie haben das kostenlose Angebot zur Darmspiegelung nicht genutzt. Dies war der Ausgangspunkt für einen Informationsabend zum Thema im Bürgerspital Plattling.

Professor Matthias Behrend, Chefarzt für Viszeralchirurgie am DONAUISAR Klinikum, richtete daher einen eindringlichen Appell an die rund 50 Zuhörer: „Gehen Sie zur Darmspiegelung – und sagen Sie es auch Ihren Freunden und Ihrer Familie.“ Mit ihm informierten auch der niedergelassene Arzt Dr. Andreas Deiml sowie Privatdozent Dr. Christian Bauer, Chefarzt für Gastroenterologie in Deggendorf. Der Abend fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe Gesundheit im Dialog statt. AOK-Direktor Jürgen Beck begrüßte die Referenten und bedankte sich bei den Kooperationspartnern: Neben dem Klinikum und der AOK waren dies der Kneippverein, die Gesundheitsregion des Landkreises und die Volkshochschule.

„Jeder kann etwas tun, um sein persönliches Krebsrisiko zu senken“, erklärte Professor Behrend, der auch das Deggendorfer Darmzentrum leitet. Eine gesunde Lebensweise hilft: Übergewicht reduzieren, regelmäßig bewegen, mediterrane Ernährung bevorzugen und auf Zigaretten verzichten. Dennoch sei die Vorsorgeuntersuchung unerlässlich, betonte Hausarzt Andreas Deiml. Wichtige Diagnosemethoden seien unter anderem eine Laboruntersuchung zur Feststellung einer möglichen Blutarmut, eine Ultraschalluntersuchung sowie der immunologische Stuhltest. Fällt dieser positiv aus, sollte eine Darmspiegelung erfolgen, um die Ursache abzuklären. Dies sei besonders wichtig, da Darmkrebs oft lange symptomlos bleibt. Mögliche Warnzeichen seien plötzliche Veränderungen der Stuhlgewohnheiten oder unerklärlicher Gewichtsverlust.

Neben der anlassbezogenen Darmspiegelung gibt es auch die allgemeine Vorsorgeuntersuchung, die von den Krankenkassen angeboten wird. Wie diese abläuft, erläuterte Chefarzt Dr. Christian Bauer. Der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Untersuchung sei die gründliche Darmreinigung – für viele Patienten der unangenehmste Teil, da sie während der eigentlichen Spiegelung tief schlafen. Die Darmspiegelung gilt als Goldstandard: Gewebeveränderungen, aus denen sich Krebs entwickeln könnte, können dabei frühzeitig erkannt und entfernt werden. Moderne KI-Technologie unterstützt Ärzte inzwischen dabei, auch kleinste Auffälligkeiten zu entdecken. Je nach Befund sollte die Untersuchung nach drei Jahren (bei Auffälligkeiten) oder nach zehn Jahren (bei unauffälligem Befund) wiederholt werden. Seit Einführung der Vorsorge konnten so bereits 180.000 Darmkrebsfälle verhindert werden.

Was aber, wenn der Krebs bereits ausgebrochen ist? Dazu erklärte Professor Behrend die weiteren Behandlungsmöglichkeiten. Der erste Schritt sei eine umfassende Diagnose. Je nach Befund folgten dann eine Operation, Chemotherapie oder Strahlentherapie. Bei operativen Eingriffen setzt er häufig den OP-Roboter Da Vinci ein, der eine besonders präzise und schonende Behandlung ermöglicht. Dies führe nicht nur zu besseren Ergebnissen, sondern auch zu einer schnelleren Genesung. Professor Behrend hatte für den Abend auch einen ehemaligen Patienten eingeladen, der über seine Behandlung berichtete – seine Erfahrung: kaum Schmerzen und ein reibungsloser Ablauf. Zum Schluss betonte Professor Behrend jedoch noch einmal: „Wir sollten das nicht verharmlosen. Eine Operation ist ein schwerer Eingriff – den man durch eine einfache Vorsorgeuntersuchung vermeiden könnte.“


Warben für die Vermeidung von Darmkrebs: Rainer Unrecht von der Gesundheitsregion plus (v.l.), die Chefärzte Professor Dr. Matthias Behrend und Privatdozent Dr. Christian Bauer, Johanna Nothhaft und Stefan Maidl vom Kneippverein, AOK-Direktor Jürgen Beck und der Hausarzt Andreas Deiml.