Die Krise der Krankenhausfinanzierung: In der Negativspirale schon vor der Reform
20.09.2023
Die
schlechte Finanzierung stellt die Krankenhäuser vor große Herausforderungen –
schon vor der geplanten Reform im nächsten Jahr. „Die steigenden Kosten fressen
uns auf. Vor allem, weil unsere Finanzierung derzeit auf dem Niveau der
Vorjahre beruht“, beklagt Vorstand Dr. Inge Wolff. Die steigenden Kosten bei
der Energie und den wachsenden Ausgaben durch die Tariferhöhungen führen dazu,
dass den Krankenhäusern zum Jahresende bundesweit 10 Milliarden Euro fehlen.
Deswegen hat die Krankenhausgesellschaft nochmals zu einem Protesttag
aufgerufen.
Die
Auswirkungen sind vor Ort zu spüren, denn früher oder später müssen die Träger die
Defizite der Krankenhäuser ausgleichen. Diese Entwicklung trifft die Landkreise
hart: „Wir müssen mit den Krankenhäusern keinen Gewinn machen, aber auch keine
übermäßigen Verluste. Wenn die Landkreise für die Verluste einstehen müssen,
trifft das am Ende auch die Städte und Gemeinden“, sagte der Vorsitzende des
Verwaltungsrats, Landrat Bernd Sibler, und fügt an: „Das Geld fehlt dann den
Städten und Gemeinden. Das war bei uns 20 Jahre lang nicht mehr notwendig. Wenn
sich jedoch der negative Trend fortsetzt, wird das aber leider wiederkommen.“ Er
appelliert sich für eine solide Krankenhausfinanzierung einzusetzen: „Jeder
kann in eine Lage kommen, in der er das Krankenhaus braucht, dann ist man für
eine gute Versorgung dankbar.“
„Wir
arbeiten weiter für die Zukunft unserer Häuser“, stellt Dr. Inge Wolff fest.
Deswegen wird z. B. in Dingolfing ein neuer OP gebaut, in Landau umstrukturiert.
„Jede Investition wird genau geprüft. Gleichzeitig sparen wir auch im Bereich
der Sachkosten, was möglich ist, aber das kann die grundsätzlich
Unterfinanzierung nicht ausgleichen“, unterstreicht Landrat Sibler. Er betont
noch einen weiteren Aspekt: „Die jetzigen Probleme haben noch nichts mit der
geplanten Krankenhausreform zu tun. Das kommt dann 2024 erschwerend hinzu.“
Deswegen wendet er sich an die Bundespolitik und fordert eine vernünftige
Vergütung der Mehrkosten noch in 2023.
Bundesweiter Aktionstag
Die wirtschaftliche
Situation der Krankenhäuser ist dramatisch. Die Finanzierungssysteme sind nicht
für Extremsituationen gemacht. Die üblichen Anpassungsmechanismen funktionieren
nur in normalen Zeiten. Doch die Nachwirkung der Pandemie, die kriegsbedingten
Kostensteigerungen, die Inflation und auch die notwendigen und richtigen hohen
Tarifsteigerungen führen zu Sondereffekten, die durch die üblichen Instrumente
nicht aufgefangen werden können. Deswegen brauchen Krankenhäuser in dieser
Notsituation schnell andere, verlässliche und nachhaltige
Finanzierungsinstrumente. Die geplanten Reformen zur Weiterentwicklung der
Krankenhausstrukturen benötigen bis zur Umsetzung viele Jahre und entsprechende
Investitionsmittel und kommen daher in ihrer Wirkung viel zu spät.
Erlösverluste infolge des
dauerhaft abgesenkten Leistungsniveaus müssen aufgefangen werden.
- Einmalige Basiskorrektur bei der Vereinbarung
des Landesbasisfallwerts 2024
- Einmaliger Ausgleich für das Jahr 2023 bei der
Vereinbarung des Landesbasisfallwerts 2024
- Sach- und Energiekostensteigerungen in den
Jahren 2022 und 2023 müssen ausgeglichen werden.
Inflationsausgleich in Form
von:
- Rechnungszuschlag im Jahr 2023
- Basiskorrektur bei der Vereinbarung des
Landesbasisfallwerts 2024
- Entsprechende Erhöhung der Budgets in der
Psychiatrie/Psychosomatik und für besondere Einrichtungen
- Bei fehlendem Rechnungszuschlag wäre ein
einmaliger Ausgleich beim Landesbasisfallwert 2024 erforderlich
- Zeitnahe und unbürokratische Auszahlung der
Energiepreishilfen
- Unzureichende Refinanzierung der Personalkosten
muss beendet werden.
Vollständiger Ausgleich der
Personalkostensteigerungen über die Tarifrate einschließlich struktureller und
sonstiger Elemente
- Unzureichende Refinanzierung der Sachkosten
muss beendet werden.
Bildunterschrift:
Durch eine fehlende Finanzierung der Mehrkosten für Inflation und der
Tarifsteigerung sogen bei allen Krankenhäusern für ein Minus – auch beim
DONAUISAR Klinikum. Mit einem Aktionstag fordern die Krankenhäuser den
Ausgleich der Kosten. Der leere Geldbeutel steht symbolisch dafür.