Beim Schlaganfall ist vor allem schnelle Hilfe wichtig

26.06.2023

Chefarzt Dr. Thorsten Fortwängler sprach auf Einladung der AOK und des Kneippvereins

Deggendorf. Jeder Schlaganfall bedarf sofortiger medizinischer Versorgung. Daher heißt es schnell handeln und Notrufnummer 112 anrufen. Das hat der Chefarzt und Neurologe Dr. Thorsten Fortwängler vom Donau-Isar-Klinikum am Dienstagabend in der AOK vor einem voll besetzten Saal betont. Er zeigte auf, wie Schlaganfälle optimal versorgt werden können.

Das Thema lautete: „Schlaganfall – Ursachen, Vermeidung oder Verminderung der Risikofaktoren und Therapieverfahren“. Veranstalter waren die AOK, vertreten durch Christa Katzdobler, der Kneippverein, vertreten durch Gerard Zacher, Johanna Nothhaft und Anneliese Hanauer, das Klinikum, vertreten durch Jürgen Stern, sowie die vhs und die Gesundheitsregionplus Deggendorf. Der Vortrag fand im Rahmen der Reihe Gesundheit im Dialog statt.

Ein Schlaganfall ist eine bedrohliche Herz-Kreislauf-Erkrankung mit weitreichenden Folgen: Jährlich erleiden zirka 270000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Es kommt zu einer „schlagartig“ einsetzenden Durchblutungsstörung des Gehirns. Es ist zu unterscheiden zwischen einem Hirninfarkt (85 Prozent) und einer Hirnblutung. Der Spezialist Dr. Fortwängler gab dazu ausführliche Informationen.

Ein Gehirnschlag betrifft zwar meist ältere Menschen, kann aber auch schon in jungen Jahren auftreten. Zu den möglichen Ursachen zählen zum Beispiel Gerinnungsstörungen, Herz- und Gefäßerkrankungen.

Schlaganfallpatienten werden im Landkreis Deggendorf überdurchschnittlich gut behandelt. Dies bestätigt die Zertifizierung zur überregionalen Stroke Unit durch die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft und die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Patienten mit einem besonders großen Gefäßverschluss oder einer Gehirnblutung kommt die enge Zusammenarbeit am Donau-Isar-Klinikum Deggendorf zugute. Dort werden jährlich 800 bis 900 Schlaganfälle behandelt. Die Betreuung in der Akutphase erfolgt in einem Team unter neurologischer Führung, Hand in Hand mit spezialisierten Pflegekräften, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden (Sprachtherapeuten) und Mitarbeitern des Sozialdienstes. Ziele der Behandlung auf der Stroke Unit sind eine umgehende Diagnostik und Behandlung des Schlaganfalls. Es ist erwiesen, dass durch diese engmaschigen Maßnahmen eine deutliche Verbesserung des Krankheitsverlaufs erreichbar ist und bleibende Schäden zwar oft nicht vermieden, aber erheblich gemindert werden können.

Jeder Schlaganfall bedarf sofortiger medizinischer Versorgung, weswegen es wichtig ist, die Symptome richtig zu deuten. Je länger das Gehirn unterversorgt ist, desto schwerer sind die bleibenden Schäden. Werden die Symptome eines Schlaganfalls richtig interpretiert, steigert dies die Überlebenschancen des Betroffenen erheblich. Je schneller die Ursache beseitigt werden kann, desto weniger Hirnsubstanz geht verloren. „Time is Brain – Zeit ist Hirn“ lautet daher die Devise.

Wie erkennt man einen Schlaganfall? Die Warnsymptome eines Schlaganfalls sind vielfältig und treten meist akut auf wie zum Beispiel Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühle, Schwäche einer Körperhälfte, halbseitige Gefühlsstörung, halbseitige Sehstörungen, Sprachstörungen, Schluckstörungen, heftige Kopfschmerzen, Schwindel und Erbrechen. Mediziner unterscheiden verschiedene Schlaganfall-Ursachen: Die beiden häufigsten sind eine Minderdurchblutung (ischämischer Schlaganfall) und eine Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall). In seltenen Fällen lassen sich noch andere Schlaganfall-Ursachen feststellen.

Risikofaktoren sind unter anderem Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Herzvorhofflimmern, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, erhöhte Blutfette, Rauchen, Übergewicht, verengte Halsschlagader, Aura-Migräne, zu viel Alkohol, Bewegungsmangel oder psychische Faktoren. Faktoren wie Alter und Gene sind nicht beeinflussbar.

Besonders solle man auf gesunde Ernährung achten, vorteilhaft ist zum Beispiel Ernährung mediterraner Art. Kaffee und Tee können einen schützenden Effekt haben. Auch der sehr moderate und geringe Genuss von Rotwein ist bezüglich des Schlaganfallrisikos hinnehmbar. Das gilt auch für ein Glas Bier, fügte der Chefarzt schmunzelnd an – allerdings nicht für größere Mengen Alkohol. Haustiere scheinen ebenfalls durch ihre oftmals beruhigende Wirkung einen positiven Einfluss bei der Schlaganfallvorsorge zu haben.

Ausführlich legte der Chefarzt die Behandlungs- und Rehamöglichkeiten dar. Jeder akute Schlaganfall bedarf einer zeitnahen Behandlung. Liegt der Schlaganfall weniger als 4,5 Stunden zurück, so kann durch eine Thrombolysetherapie eine Gerinnselauflösung in einem verschlossenen Hirngefäß erreicht werden. Die Behandlungsergebnisse sind umso besser, je früher nach dem Beginn des Schlaganfalls der Patient eine solche Behandlung erhält. Es gilt daher: Jeder Schlaganfall ist ein Notfall und sollte umgehend in einer entsprechend eingerichteten Klinik behandelt werden. In jedem Fall erfolgt bereits ab dem Aufnahmezeitpunkt eine medikamentöse Behandlung. Auch wird üblicherweise bereits unmittelbar nach der Bildgebung eine Blutverdünnung mit Aspirin und auch eine medikamentöse Blutfettsenkung eingeleitet, um einer Verschlechterung des Schlaganfalls vorzubeugen.

Erfreulicherweise hat sich die Schlagfanfalltherapie in den letzten Jahren erheblich verbessert, sodass heutzutage vielen Patienten bei akutem Schlafanfall wirklich geholfen werden kann. Wichtig ist dabei, dass die Therapie möglichst schnell begonnen wird. Durch intensive Reha-Maßnahmen können die Plastizität des Gehirns angeregt und damit die funktionellen Ausfälle reduziert und die Lebensqualität verbessert werden. Die Akutbehandlung mit hochspezialisierten diagnostischen und therapeutischen Verfahren, die Dr. Thorsten Fortwängler ausführlich darstellte, hat zum Ziel, Leben zu retten und die Folgen des Schlaganfalls so gering wie möglich zu halten. − gz