„Der Deal Deines Lebens ist ein Darm-Check“
16.03.2023
Aufklärungsaktion zum Darmkrebsmonat März
Metten. Unter dem Leitsatz „Der Deal Deines Lebens ist ein
Darm-Check“ steht die diesjährige Aufklärungsaktion zum Darmkrebsmonat März. Im
Fokus steht hierbei die Vorsorge, da die überwiegende Mehrheit der
Krebserkrankungen im Dickdarm durch Vorsorgemaßnahmen verhindert werden kann.
Hierfür müssen die Menschen aber motiviert werden.
Der große Klostersaal war voll besetzt, das Interesse am
Thema war groß. Eingeladen zu dieser Veranstaltung hatten das Klinikum
Deggendorf (vertreten durch Jürgen Stern), der Kneippverein (vertreten durch
Gerard Zacher, Johanna Nothhaft und Anneliese Hanauer), die AOK (vertreten
durch Jürgen Beck), die Gesundheitsregionplus (vertreten durch Rainer Unrecht)
und die vhs sowie die Deutsche Krebsgesellschaft und die Gastro-Liga. Landrat
Bernd Sibler übernahm die Schirmherrschaft.
Initiator der seit vielen Jahren stattfindenden
Veranstaltung ist Prof. Dr. Siegfried Wagner vom Klinikum Deggendorf, der die
Anwesenden zur Veranstaltung begrüßte und in das Thema einführte.
Jährlich erkranken etwa 60000 Menschen in Deutschland an
Darmkrebs und über 25000 Menschen sterben an den Folgen einer
Darmkrebserkrankung. Dabei kann man bei kaum einer Krebsart so leicht vorbeugen
wie bei dieser.
Fünf Spezialisten klärten über dieses wichtige Thema auf.
Den Anfang machte die AOK-Ökotrophologin Christa Katzdobler. Sie referierte zum
Auftakt über die Möglichkeiten, durch gesunde Ernährung das Risiko, an
Darmkrebs zu erkranken, drastisch zu reduzieren. Üppiges, vor allem süßes oder
fettiges Essen sei einem gesunden Darm abkömmlich. Sparsam sei unter anderem
mit Fett, rotem Fleisch, Fertigprodukten und Alkohol umzugehen. Ein falscher
Lebensstil fördere den Darmkrebs. Dagegen gehörten viel Obst und Gemüse oder
auch Fisch auf den wöchentlichen Speiseplan. Gerade eine ausreichende
Versorgung mit Ballaststoffen ist für die Darmgesundheit entscheidend, ebenso
wie eine Versorgung mit gesunden Milchsäurebakterien. Durch viele Ballaststoffe
werde der Darm regelmäßig entleert und Schadstoffe so ausgeschieden. „Das sind
die besten Garanten, um Darmkrebs zu vermeiden“, betonte die Referentin.
Der praktische Arzt Dr. Ulrich Ebner von Eschenbach sprach
über „Krebsvorsorge durch den Hausarzt“. Wichtig sei bei allen Krebsarten die
Früherkennung, aber gerade beim Darmkrebs, weil gerade hier nach früher
Erkennung sehr gute Heilungserfolge erzielt werden. Bestehenden Ängsten trat er
entgegen. Er verdeutlichte, wie wichtig es ist, sich regelmäßig von seinem Arzt
durchchecken zu lassen und Krebsvorsorge zu treffen.
Im Rahmen der Krebsfrüherkennung der gesetzlichen
Krankenversicherung hat man im Alter zwischen 50 und 54 Jahren Anspruch auf
einen jährlichen Stuhltest. Es wird untersucht, ob sich nicht sichtbares Blut
im Stuhl befindet. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit zu
erkranken. Männern wird deshalb ab 50, Frauen ab 55 Jahren empfohlen, eine
Darmspiegelung zu machen. Diese ist noch zuverlässiger als der Stuhltest und
Krebsvorstufen können sofort entfernt werden. Bei unauffälligem Befund muss sie
erst nach zehn Jahren wiederholt werden.
Man sollte sich in der Arztpraxis über die Möglichkeiten der
Darmkrebsfrüherkennung eingehend informieren und beraten lassen.
Chefarzt Prof. Dr. Wagner sprach über die Wichtigkeit und
die praktische Durchführung einer Darmspiegelung sowie die Möglichkeit,
Polypen, die eine Vorstufe einer späteren Krebserkrankung darstellen, zu
entfernen. Seit der Einführung der Darmspiegelung, so Prof. Dr. Wagner, sind
sehr viel weniger Menschen in Deutschland an Darmkrebs gestorben.
In über 90 Prozent der Fälle entwickle sich der Darmkrebs
langsam über einen Zeitraum von acht bis 15 Jahren über zunächst gutartige
Wucherungen, die Polypen. Eine wichtige Aufgabe der Vorsorge ist es, diese
Darmpolypen rechtzeitig zu entdecken und zu entfernen, bevor sie sich zu einem
Darmkrebs entwickeln können. Darmpolypen verursachen quasi keine Beschwerden
und können nur mit Hilfe der Darmkrebsvorsorge aufgespürt werden. Viele Darmpolypen
können bei der Spiegelung gleich entfernt werden.
Menschen, in deren Familien bereits Darmkrebs, Darmpolypen
oder Gebärmutterkrebs aufgetreten sind, tragen ein erhöhtes Risiko. Der
Facharzt ging weiter auf die verschiedenen Früherkennungsmöglichkeiten ein.
Der Onkologe Dr. Christian Spoer vom Klinikum Deggendorf
ging auf die Fortschritte bei den modernen, maßgeschneiderten Therapiekonzepten
bei Darmkrebs ein. Je nach Stadium der Krebserkrankung (Stadium I bis IV)
gelten verschiedene Behandlungsansätze, mit welchen Heilung erzielt werden
soll. Am Besten seien ein möglichst frühes Erkennen der Erkrankung und eine
chirurgische Lösung des Problems. Erst in höheren Stadien der Erkrankung sei
dann die sehr invasive Chemotherapie anzuwenden. In den letzten zwanzig Jahren
haben sich durch medizinische Innovationen zahlreiche neue
Therapiemöglichkeiten ergeben, sodass die sinnvollste und erfolgversprechendste
Therapieform nun immer individueller an den einzelnen Patienten angepasst
werden kann.
Chefarzt Prof. Dr. Matthias Behrend stellte neue technische
Entwicklungen in der Chirurgie vor. So zum Beispiel zwei „Roboter“, die im
Klinikum Deggendorf gerade im Bereich der Urologie verwendet werden. Eine
Maschine mit vier Armen, die in ihrer Beweglichkeit die Möglichkeiten der
menschlichen Hand weit überragt, wird dabei von bis zu zwei Chirurgen
gesteuert. Die Chirurgen können an diesem Gerät über eine dreidimensionale
Visualisierung des Operationsbereichs genaueste Arbeiten, zum Beispiel an der
Prostata, durchführen. Durch diesen Einsatz modernster, sich stets weiter
entwickelnder Technologie, können Risiken für den Patienten minimiert und der
Heilungserfolg gesichert und oftmals beschleunigt werden.
Den Vorträgen schloss sich eine lebendige Diskussion an.
Zusammengefasst: Einen absolut sicheren Schutz gibt es auch bei Darmkrebs zwar
nicht. Jeder hat es aber in der Hand, sein Darmkrebsrisiko durch entsprechende
Ernährung und den Lebensstil entscheidend zu senken und vor allem durch
Früherkennung eine Krebserkrankung abzuwenden.
Die Teilnehmer waren sich einig: „Stecken Sie nicht den Kopf
in den Sand, sondern nehmen Sie unbedingt an den Vorsorgeuntersuchungen teil.“
In Grußworten unterstrichen die Notwendigkeit rechtzeitiger
Vorsorgemaßnahmen Schirmherr Landrat Bernd Sibler sowie der Mettener
Bürgermeister Andreas Moser, AOK-Direktor Jürgen Beck und Gerard Zacher
(Kneippverein).