Gedenken an einen Pionier der Palliativ- und Altersmedizin
06.02.2023
Zum Tod
des ehemaligen Chefarztes Dr. Otto Bartenstein
Nach
langer geduldig ertragener Krankheit ist Dr. Otto Bartenstein verstorben – kurz
vor seinem 72. Geburtstag. Er war über viele Jahre Chefarzt für Innere Medizin
am Plattlinger Krankenhaus und wechselte dann nach Deggendorf. Dort hat er mit
Engagement und Zuversicht zwei - damals noch nicht in der Region und in dieser
Form bekannte - Abteilungen aufgebaut, die heute sein Vermächtnis für die Gesundheitsversorgung
im Landkreis darstellen: die Palliativmedizin und die Geriatrie. Mit Klarheit,
Entscheidungsfreudigkeit und Durchsetzungsvermögen zeigte er sich streitbar für
Wesensinhalte dieser beiden Fachrichtungen, um deren Besonderheit des interdisziplinären
therapeutischen Ansatzes umzusetzen.
Aus
tiefer innerer Überzeugung hat sich Dr. Bartenstein diesen Feldern der Medizin
zugewandt. So ist es ihm gelungen, erst Palliativbetten und dann eine ganze
Station einzurichten – eine der großen in Niederbayern. Ihm war es dabei
wichtig, dass auch die Räume eine warme Atmosphäre zur Geltung bringen. Unter
seiner Regie wurde auch ein Gesprächsforum für Palliativmedizin geschaffen und
ein regelmäßiger Austausch für Engagierte und Interessierte ermöglicht.
Sein
zweites Steckenpferd war die Implementierung der Altersmedizin am DONAUISAR
Klinikum. Mit der Akutgeriatrie hat er als Visionär eine Klinik geschaffen, die
den alten Menschen in seiner Gesamtheit in den Blick nimmt. Dazu arbeiten
speziell ausgebildete Ärzte, Pflegekräfte und eine Vielfalt von Therapeuten
zusammen, um den Patienten nicht nur bei der Genesung möglichst zu
unterstützen, sondern auch seine Selbstständigkeit zu erhalten. Dies nicht nur
mit hoher medizinischer Kompetenz, sondern auch mit Menschlichkeit und Nähe.
Diese
Aufbauarbeit hat er mit der ihm eigenen Disziplin, sympathischer Zurückhaltung,
Klugheit und Herzenswärme, aber auch großer Hartnäckigkeit betrieben, obwohl er
über viele Jahr körperlich eingeschränkt war. Er begegnete Kollegen und
Patienten immer auf Augenhöhe und war bereit, Widerrede zuzulassen und
Mitarbeiter durch konstruktive Auseinandersetzungen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung
zu bestärken. Versäumnisse und Missstände benannte er, ohne Mitarbeiter zu
diskreditieren. Er hatte auch Verständnis für private Sorgen der ihm
anvertrauten Mitarbeiter und bestärkte sie, sich weiterzubilden,
vorwärtszustreben, neue Entwicklungen bewusst aufzugreifen und sich
einzubringen. Dazu passend engagierte er sich für die Ethik im Krankenhaus und
war Mitglied des entsprechenden Komitees. Viele ehemalige Kollegen und
Patienten werden ihn in guter Erinnerung behalten.