Innovation made in Dingolfing

01.07.2016

Innovation „Made in Dingolfing“:
Neues risikominimierendes Verfahren im Bereich der minimal-invasiven gynäkologischen Chirurgie am DONAUISAR Klinikum Dingolfing

Dass nach einer Operation Gewebe im Körper zurückbleibt, ist sehr selten. Aber jede Komplikation ist eine zu viel: Deswegen hat Chefarzt Dott. Univ./Padua Samir Sawalhe ein neuartiges Verfahren entwickelt. Bei einem Pressetermin am DONAUISAR Klinikum Dingolfing stellte der Leiter der Gynäkologischen Klinik das von ihm entwickelte Patent im Beisein von Landrat Heinrich Trapp vor. Landrat Trapp betont das große Potential von Dr. Sawalhe: „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir am DONAUISAR Klinikum Dingolfing so eine Koryphäe als Chefarzt haben.“

Viele Patientinnen wundern sich, wie eine große Gebärmutter oder ein Myom aus dem Bauchraum durch minimale Einstiche in der Bauchdecke entfernt werden können. In Zusammenarbeit mit der Medizinindustrie wurden zu diesem Zweck Spezialgeräte (Morcellatoren) entwickelt. Diese Geräte ermöglichen gutartiges Gewebe, wie Gebärmutter, Myome etc. körperschonend und schnell aus dem Bauchraum zu entfernen und die Operationszeit erheblich zu verkürzen. Große Bauchschnitte werden dadurch gemieden.

Sehr selten kann es passieren, dass ein Operateur bei einer Gebärmutter- und Myomentfernung unerwartet auf einen bösartigen Tumor trifft. Die Häufigkeit, dass so etwas passiert, liegt nach einer Studie der Europäischen Gesellschaft für Gynäkologische Endoskopie bei einem Fall auf 7.400 Operationen. Bösartiges Gewebe im Bauchraum zu zerkleinern, verschlechtert die Heilungschancen der Patientin. Des Weiteren gibt es auch vereinzelte Berichte in der Fachliteratur darüber, dass manche Operateure auch gutartige kleine Gewebsstücke im Bauchraum vergessen. Dieses Risiko ist bei einer sorgfältigen Operationsführung und Ausspülung des Beckens im Anschluss an die Operation weitgehend vermeidbar. Um auch diese extrem seltenen Risiken zu minimieren, wird am DONAUISAR Klinikum Dingolfing vom Team um Chefarzt Dott. Univ./ Padua Samir Sawalhe ein neuartiges Verfahren im Bereich der minimal-invasiven gynäkologischen Chirurgie eingesetzt. Dieses wurde von Sawalhe in Zusammenarbeit mit einer schwäbischen Medizintechnikfirma entwickelt und patentiert.

Dieses neu entwickelte System mit dem Namen „Morcella“ besteht aus einer Art Schirm, welches folgendermaßen funktioniert: Nach Ablösen von Myomen aus der Gebärmutter oder nach einer Gebärmutterablösung im Bauchraum, wird ein zusammengefalteter steriler Plastiksack minimal-invasiv, also durch kleinste Öffnung der Bauchdecke, in den Bauch eingeführt. Der aus durchsichtigem Material bestehende Sack wird im Bauch eröffnet und das Gewebe in diesen verpackt. Somit geschieht alles sauber und steril. Danach wird die Sacköffnung durch die Bauchdecke herausgezogen und der Schirm in den Bauchraum eingeführt. Durch den gefalteten Schirm ist das Gewebe gut sichtbar. Das Gewebe wird mit einem Morcellator in dem Sack zerkleinert und stückweise aus dem Bauch herausgenommen. Blutreste, eventuell kleine Gewebereste und ggf. Sekrete bleiben im Sack. Anschließend wird der Schirm geschlossen und mit dem intakten Sack aus dem Bauch entfernt. Dieses System bietet den Vorteil, dass das Gewebe geschützt aus dem Bauch entfernt wird. Zusätzlich wird das Risiko von Organverletzungen reduziert. Es entstehen nur minimale Wunden und sehr kleine Narben, weniger Wundschmerzen und der Aufenthalt im Krankenhaus wird im Vergleich zu Operationen mittels Bauchschnitt erheblich verkürzt.


Die Methode der geschützten Gewebeextraktion in einem Sack (Englisch) - „in-bag-Morcellation“ - ist neu und wird nur in vereinzelten Zentren in Deutschland bzw. Europa eingesetzt. Im süddeutschen Raum ist die Gynäkologische Abteilung am DONAUISAR Klinikum Dingolfing führend. Im Oktober 2015 hatte Sawalhe seine Entwicklung und Operationsmethode im Rahmen des Internationalen Kongresses der Europäischen Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologische Endoskopie in Budapest vorgestellt und ist damit auf sehr positive Resonanz und großes Interesse gestoßen.

Ziel jeder Innovation in der Medizin sei die stetige Verbesserung des medizinischen Standards und die Erhöhung der Patientensicherheit, erklärt der Chefarzt. Die Patientengesundheit stehe immer im Zentrum des medizinischen Handelns seiner Abteilung, so Sawalhe weiter.

Foto: Chefarzt Dott./Univ. Samir Sawalhe und Landrat Heinrich Trapp freuen sich über das neue Patent, welches am DONAUISAR Klinikum Dingolfing entwickelt wurde.