Aktionstag gegen den Schmerz
11.06.2015
Chronische Schmerzen verändern den normalen Alltag enorm. Mit ihren körperlichen, seelischen und sozialen Ursachen und Folgen gehört die chronische Schmerzkrankheit zu den komplexen und schwer zu behandelnden Erkrankungen. Sie erfordert Spezialisten. Doch von diesen gibt es viel zu wenige: Schmerzmedizin ist nicht flächendeckend verfügbar. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. wären deutschlandweit rund 5.500 bis 6.000 Schmerzmediziner erforderlich. Doch tatsächlich gibt es kaum mehr als 2.000.
Aus diesem Grund hat sich das Team des Zentrums für Schmerzmedizin am DONAUISAR Klinikum Landau dazu entschieden, sich aktiv am Aktionstag zu beteiligen und auf das umfassende Versorgungsangebot für Schmerzpatienten aufmerksam zu machen. Dazu wurden in der Eingangshalle Schmerztagebücher und Informationsmaterial rund um das Thema „Schmerz und Schmerzbehandlung“ angeboten. Das Team der Schmerztherapie um Chefarzt Dr. Axel Menzebach M.A. stand den Besuchern für Fragen zu Verfügung. In Vorträgen erhielten die Interessierten einen umfassenden Einblick in das interdisziplinäre Therapieangebot der Schmerzmedizin. Einzelne Therapieformen, welche bei der Schmerztherapie Anwendung finden, konnten Besucher unter Anleitung in den Übungsgruppen selbst ausprobieren.
Das Zentrum für Schmerzmedizin am DONAUISAR Klinikum Landau bietet seit rund sechs Monaten ein interdisziplinäres und ganzheitliches Therapieangebot und beteiligte sich dieses Jahr zum ersten Mal am bundesweiten Aktionstag.
Zu diesem Anlass hat Chefarzt Dr. med. Axel Menzebach ein paar Fragen beantwortet:
Das Zentrum für Schmerzmedizin in Landau gibt es jetzt seit etwa sechs Monaten. Wie sind Sie mit der Resonanz zufrieden?
Wir sind freudig überrascht, wie gut unser interdisziplinäres, ganzheitliches Therapieangebot von den Patienten und den zuweisenden Ärzten angenommen wird. Vor allem zeigt dies, dass in Niederbayern großer Bedarf für ein solches Angebot besteht. Zu viele Schmerzpatienten werden auch in Bayern noch fehl- oder unterversorgt. Letztlich entscheiden über den Erfolg unserer Arbeit aber ausschließlich unsere Patienten und die zuweisenden Ärzte. Dies ist für uns permanenter Antrieb, die Qualität unseres Angebots auf hohem Niveau zu halten und stetig zu verbessern.
Was zeichnet Ihre Einrichtung aus?
Chronischer Schmerz ist eine komplexe Erkrankung, die eigentlich immer Körper und Seele betrifft. Wir behandeln deshalb „ganze“ Menschen, mit ihren körperlichen, individuellen und biografischen Besonderheiten. Schwarz-Weiß-Schemata oder „Drive-In“-Medizin wird unseren Patienten einfach nicht gerecht. Das Zentrum für Schmerzmedizin lebt deshalb einen tatsächlich interdisziplinären Ansatz. Die enge Kooperation von Schmerzmedizinern, Neurochirurgen, Orthopäden, Physiotherapeuten und Psychologen des DONAUISAR Klinikums zeigt sich etwa in wöchentlichen gemeinsamen Fallkonferenzen und im Austausch ärztlicher Mitarbeiter in der Weiterbildung zum Schmerzmediziner. Bei Bedarf können wir jederzeit konsiliarisch auf die Ressourcen des DONAUISAR Klinikums zurückgreifen, etwa im Bereich der Chirurgie, Innere Medizin oder Neurologie/Psychiatrie. Der wichtigste Faktor sind aber unsere Mitarbeiter. Ihr Einsatz und ihre Professionalität für unsere Patienten sind grandios. Dies verdient meinen höchsten Respekt.
Schmerzen behandelt jeder Arzt. Wieso braucht es da eine spezielle Einrichtung?
Hier muss man unterscheiden zwischen akuten und chronischen Schmerzen. Bei akuten Schmerzen ist natürlich der Hausarzt der erste Ansprechpartner, der im Regelfall eine hervorragende Arbeit leistet. Manchmal bedarf es aber auch bei akuten Schmerzen nach einer Erstbehandlung einer weitergehenden differenzierten Therapie, etwa um eine Chronifizierung zu vermeiden. Wenn sich akute aber in chronische Schmerzen verwandeln, braucht es mehr, um die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Der Schmerz ist für unsere Patienten oft zur unangenehmen Routine geworden, mit allen sozialen und beruflichen Nebenwirkungen. Und diese nach Jahren oder Jahrzehnten zu durchbrechen, ist nicht einfach und benötigt hohe Expertise.
Was ist der erste Schritt zu einer Behandlung?
Wir beginnen in der Regel mit einer ambulanten Vorstellung und gegebenenfalls einer Behandlung in unserem MVZ in Landau, Deggendorf oder Dingolfing. Eine enge Absprache mit dem Hausarzt oder dem behandelnden Facharzt ist sinnvoll. Er kennt den Patienten am besten und kann einschätzen, ob der Patient für unser Angebot geeignet ist. Dann legen wir gemeinsam mit dem Patienten realistische Ziele und den Therapieplan fest. Der Patient sollte sich auch nach einem etwaigen stationären Aufenthalt in regelmäßigen Abständen zur weiteren ambulanten Behandlung in unserem MVZ vorstellen, um eine kontinuierliche Betreuung zu gewährleisten. Der Aktionstag ist bei den zahlreichen Besuchern sehr gut angenommen. Insbesondere die Möglichkeit zum direkten Austausch wurde rege genutzt.
Foto: Stv. Landrat Dingolfing-Landau Werner Bumeder mit einem Teil des Teams der Schmerzmedizin (v.l.): Dr. Waltraud Emlinger, Dr. Rosmarie Seider, Andreea Klass, Michael Dahm und Karin Friz