17. Deggendorfer Hygienetag

01.06.2015

Der Deggendorfer Hygienetag ist eine feste Institution. Er fand schon zum 17. Mal statt und hat sich aufgrund des großen Zuspruchs vergrößert: Er fand heuer erstmals in der Deggendorfer Stadthalle statt. Die Tagung war mit 270 Teilnehmern aus verschiedenen Kliniken, Praxen und Pflegeeinrichtungen außerordentlich gut besucht. Darauf dürfen die Hygienefachkräfte des DONAUISAR Klinikum stolz sein – sie haben die Veranstaltung organisiert und moderiert.

Der Ärztliche Direktor des DONAUISAR Klinikums Deggendorf-Dingolfing-Landau Chefarzt Dr. Josef Huber begrüßte die Teilnehmer und zeigte sich erfreut über die hohe Teilnehmerzahl. Diese würde verdeutlichen, dass dem Thema Hygiene mittlerweile eine immense Bedeutung zugemessen werde. Noch vor einigen Jahren fristete die Hygiene in Deutschland ein Mauerblümchendasein. Herzlich willkommen hieß Dr. Huber auch im Namen des Vorstands, Dr. Inge Wolff, Ministerialrat Dr. Hierl vom Bayerischen Gesundheitsministerium, der zum zweiten Mal zum Hygienetag kam.

Prof. Dr. Matthias Trautmann, Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene am Klinikum Stuttgart, schilderte auf verständliche Weise die Besonderheit von sogenannten multiresistenten gramnegativen Erregern (MRGN). Die Tücke liege im Detail: Die multiresistenten Erreger seien nicht auf das Vorkommen im Klinikbereich zu beschränken. Prof. Trautmann erläutert dies anhand seiner These vom MRGN-Erwerb beim Urlaub in verschiedenen Ländern, z B. an der Algarve. Das Meer sei dort zum Teil durch Möwenkot und Abwässer aus Hotelanlagen verunreinigt. Dies sei ein MRGN-Reservoir erheblichen Ausmaßes. Beim Verschlucken von mit Exkrementen verschmutztem Wasser besteht die Gefahr, multiresistente Erreger mit nach Hause zu nehmen. Um sich selber und Angehörige zu Hause zu schützen, empfahl Prof. Trautmann schmunzelnd eine „hygienische Schwimmtechnik“, d. h. man solle beim Schwimmen den Kopf hoch über dem Meerwasser halten, um Verschlucken von kontaminiertem Wasser zu verhindern. Das saisonal vermehrte Vorkommen von multiresistenten Erregern im Sommer unterstreiche diese These. Die Hygienemaßnahmen bei Patienten mit multiresistenten Erregern in Kliniken erläutert Prof. Trautmann anschaulich anhand von Bildern.

Der Pneumologe Dr. Ralf Mütterlein ist ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Parsberg und behandelt krankheitsuneinsichtige Patienten mit ansteckender Tuberkulose (TBC) zum Schutz vor Weiterverbreitung der Erreger in einer geschlossenen Unterbringung nach richterlichem Beschluss. Mütterlein schilderte in einem Rückblick, dass die TBC bereits in Mumien aus Peru und Ägypten nachgewiesen wurde. In der Nachkriegszeit wurde in Deutschland hervorragende Arbeit im Kampf gegen TBC geleistet, aber leider komme die Krankheit nun wieder vermehrt vor. Aufgrund des Flüchtlingsstromes hätten Gesundheitsämter vermehrt mit Menschen zu tun, bei welchen ein Verdacht auf TBC bestehe. Anhand beeindruckender Fallbeispiele von Patienten aus Russland und der Ukraine zeigte Dr. Mütterlein auf, dass bei kompetenter ärztlicher und medizinischer Behandlung, wie sie in Deutschland gegeben sei, eine Heilung selbst bei multiresistenten TBC-Erregern noch möglich sei.

Das Robert Koch Institut (RKI) gab 2014 nach 15 Jahren eine neue Hygieneempfehlung zum Umgang mit MRSA (Multiresistenter Staphylokoccus aureus) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen heraus. Der Mikrobiologe Dr. Matthias Hallhuber zeigte in seinem sehr lebendigen und verständlichen Vortrag die Neuerungen dieser Empfehlung auf. Generell sei die MRSA Situation in Deutschland – auch im Vergleich zu Holland – nicht so schlecht wie sie in manchen Medien zum Teil dargestellt wird.

Passend zum Tagesprogramm schilderte der Hygienefacharzt Dr. Georg Zinn beispielhaft, wie in der Öffentlichkeit Medienberichte über Hygienefehler aufgenommen werden. Imageverlust, Personalentlassungen und enorme finanzielle Einbußen der Kliniken seien daraus oft die Folge. Nicht alle Medienberichte entsprächen der Realität, blieben aber in den Köpfen der Bevölkerung lange haften. Besonders wichtig sei laut Dr. Zinn die enge und offene Zusammenarbeit der Einrichtungen mit dem Gesundheitsamt und den Medienvertretern, falls Fehler in eigenen Einrichtungen festgestellt worden seien.

Im letzten Programmpunkt wurden durch Dr. Giuseppe Valenza vom Landesgesundheitsamt Erlangen Fallbeispiele aus dem Alltag vorgestellt. Es wurden Schemata besprochen, wie bei Ausbrüchen von multiresistenten Erregern vorgegangen werden sollte. Die Teilnehmer des Hygienetages wurden von Dr. Valenza zum Schluss eingeladen, sich aktiv an einer Frage-Antwort-Interaktion zu multiresistenten Erregern zu beteiligen.

In den Pausen konnten sich die Teilnehmer bei 16 verschiedenen Ausstellern über aktuelle Produkte aus dem Bereich Desinfektionsmittel, Wasserfilter und weiterer Hygieneartikel informieren. Dank der guten Resonanz wird der Hygienetag im kommenden Jahr wahrscheinlich in der Stadthalle fortgeführt.



Gruppenfoto (v.l.): Dr. Mütterlein (Ärztlicher Direktor Bezirksklinikum Parsberg), Hygieneverantwortlicher Arzt Chefarzt Dr. Huber (DONAUISAR Klinikum), Ministerialrat Dr. Hierl (Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege),  Prof. Trautmann (Institutsleiter Krankenhaushygiene Klinikum Stuttgart) , Mikrobiologe Oberarzt Dr. Hussein (DONAUISAR Klinikum), Hygienefachkraft i. W. Frau Staudinger, Hygienefachkraft i. W.  Herr Haslböck, Hygienefachkraft i. W.  Frau Zitzelsberger, Dr. Hallhuber (Dr. rer. nat., Dipl.-Biol., Schülke&Mayr), Hygienefachkraft i. W.  Frau Hernold, Medizinalrat Dr. Zeindl (Landratsamt Deggendorf), Hygieneinspektor Herr Egginger (Landratsamt Deggendorf), Leitung Stabsstelle Hygiene Frau Reimprecht.