Aktuelles
Die Lebensqualität des Patienten stand im Zentrum des Urologietages
06.11.2014
Spannendes berichtete Chefarzt Dr. Leonhard Stark über Neuigkeiten in der Therapie des fortgeschrittenen Prostatatumors. Seit langem sei, so referierte er vor zahlreichen Ärzten beim 11. Deggendorfer Urologietag, der erste Schritt in der Therapie der Entzug des männlichen Hormons Testosteron. Darunter komme es fast immer zu einer Rückbildung der Metastasen, nach einiger Zeit setze sich der Tumor jedoch dagegen durch und Metastasen würden wieder wachsen. Dies erkläre sich dadurch, dass die Tumorzelle aus Vorstufen des Testosterons sein „eigenes“ Testosteron bilde. Zugleich reagiere der Rezeptor in der Prostatazelle nach einiger Zeit nicht nur auf das Hormon, sondern auch auf andere, körpereigene Substanzen. Neue Medikamente griffen nun in Vorstufen des Testosterons ein bzw. blockierten den Androgenrezeptor direkt. Diese neuen Medikamente seien sehr gut verträglich und zeigten bei manchen Patienten eine sehr gute Wirkung. Die große Überraschung seien jedoch Studienergebnisse aus den USA. Hier seien Patienten mit fortgeschrittenen Prostatatumoren sofort zu Beginn mit Hormonentzug und Chemotherapie behandelt worden. Dabei habe sich ein Überlebensvorteil gezeigt, der alles andere in den Schatten stelle. „Möglicherweise führen diese Ergebnisse zu einer Renaissance der Chemotherapie beim Prostatatumor, die durch die modernen Medikamente in den Hintergrund getreten ist“, so Dr. Stark.
Viele Tumore bilden in fortgeschrittenen Stadien Lungenmetastasen. Der Thoraxchirurg Hasanali Bugdayev von der Klinik für Viszeral- Thorax und Gefäßchirurgie des DONAUISAR Klinikums Deggendorf schilderte eindrucksvoll die chirurgischen Möglichkeiten der Metastasenresektion. Häufig zeigten Patienten nach der Entfernung der Lungenmetastasen ein deutlich längeres Überleben. Trotz aller technischen Verfeinerungen der Operationen bleibe das Tasten des Lungengewebes während der Operation die feinste Methode, auch kleinste Lungenmetastasen zu erkennen und zu entfernen. Dabei regeneriere sich die Lunge rasch, so dass der Patient nach dem Eingriff eine sehr gute Lebensqualität habe.
„Moderne Medikamente und OP-Techniken sind für den Arzt faszinierend – aber wie schaut´s mit den Patienten aus?“, so leitete Dr. Stark zum nächsten Vortrag über. Die Urologin Astrid Schittko, verantwortlich für die medikamentöse Tumortherapie der urologischen Patienten am DONAUISAR Klinikum Deggendorf, schilderte bewegend verschiedene Krankheitsverläufe von Patienten, die sie betreut. Teils lebten sie über viele Jahre mit ihrem Tumor, dabei hätten die Patienten mit wechselnden Therapien oft ein ganz normales Leben, mit Höhen und Tiefen. Genauso wichtig wie die medikamentöse und operative Therapie der Patienten ist deshalb die psychische Begleitung, die eine wirklich gute Tumortherapie auszeichne.
Daran schloss sich nahtlos Chefarzt Dr. Axel Menzebach an. „Nichts ist für einen Patienten so belastend wie der Schmerz“, stellte der Leiter des Institutes für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am DONAUISAR Klinikum fest. Der Schmerztherapeut zeigte in einem fesselnden Vortrag die Möglichkeiten moderner Medizin auf. Den Schmerz völlig zu beseitigen, gelinge oft nicht, fast immer jedoch eine Schmerzreduktion, die es ermöglicht, am Leben glücklich teilhaben zu können. Dabei gehe es nicht nur um Medikamente, vielmehr würden auch Kunst- oder Klangtherapie zu einer effektiven Verarbeitung des Schmerzes beitragen.
Viele Tumore gefährden den Patienten zusätzlich durch die Bildung von Thrombosen. PD Dr. Andreas Rank von der Klinik für Hämatologie und internistische Onkologie am Klinikum Augsburg schilderte zunächst die Entstehungsmechanismen dieser stillen Bedrohung. Wichtig sei es, daran zu denken und die Thromboseprophylaxe bei gefährdeten Patienten auch zu Hause fortzuführen. Auch wenn es zur Senkung der Blutgerinnung moderne Medikamente in Tablettenform gibt, führt an den wohlbekannten „Thrombosespritzen“ kein Weg vorbei.
Foto: Referierten beim Urologietag über eine bessere Behandlungs- und Lebensqualität für Patienten: PD Dr. Andreas Rank (v.l.), Dr. Axel Menzebach, Hasanali Bugdayev, Astrid Schittko und Dr. Leonhard Stark.