Immuntherapie als neue Behandlungsform bei Krebserkrankungen
17.06.2014
10. Qualitätszirkel des Onkologischen Zentrums Deggendorf
im Ruderhaus
Im vollbesetzten Vortragsraum des Ruderhauses begrüßte
Prof. Dr. Siegfried Wagner, Chefarzt der Medizinischen Klinik II, zahlreiche
Ärzte aus Kliniken und Praxen, Apotheker, Pflegekräfte und PTAs bei einer
interdisziplinären Fortbildungsveranstaltung zur Immuntherapie. Sie bildet ein
neues und vielversprechendes Therapieprinzip in der Krebsbehandlung, welches
sich grundsätzlich in Wirkung und Nebenwirkung von der etablierten
Chemotherapie unterscheidet.
Der erste Referent der Veranstaltung, Prof. Dr. Andreas
Mackensen, Direktor der onkologischen Universitätsklinik in Erlangen, erklärte
den Anwesenden zum Einstieg die Funktionsweise unseres adaptiven Immunsystems, das
auch ohne medikamentöse Stimulation in einigen Fällen Tumorrückbildungen
erzielen kann. Abgeleitet von diesen Beobachtungen wurden umfassende
Untersuchungen angestellt, wie man das Immunsystem im Kampf gegen Krebserkrankungen
stimulieren kann.
Seit 2012 ist das erste Medikament aus der Gruppe der
Immuntherapie beim metastasierten Malignen Melanom zugelassen und hat zu einer
entscheidenden Verbesserung der Prognose bei dieser bösartigen Erkrankung
geführt. Dieses Medikament aus der Gruppe der „Checkpoint-Inhibitoren“ bewirkt
eine Aktivierung von tumortötenden T-Lymphozyten durch Aufhebung einer vom
Tumor ausgelösten Immunhemmung. Als Nebenwirkung der Immunaktivierung können ähnlich
wie nach Knochenmarktransplantationen Autoimmunerkrankungen an Haut und Darm auftreten,
die jedoch gut beherrschbar sind.
Neuere „Checkpoint-Inhbitoren“ führten in Studien zu
deutlichen Therapieerfolgen bei verschiedenen Tumorerkrankungen und werden die
Krebstherapie in den nächsten Jahren stark beeinflussen. Bezüglich therapeutischer
Impfungen bei Krebserkrankungen als weiterer Form der Immuntherapie, ist noch
kein Durchbruch erzielt worden. Laut Prof. Mackensen liegt die besondere
Problematik darin, dass anders als bei Schutzimpfungen gegen Infektionserreger
(z. B. beim Grippeschutz) kein vorbeugender Schutz mehr aufgebaut werden kann,
weil die bösartige Erkrankung bereits entstanden und dem Immunsystem entgangen
ist. Die Impfung müsse somit die Ignoranz des Immunsystems gegenüber den Krebszellen
erst durchbrechen.
Im zweiten Teil des Qualitätszirkels referierte Prof. Matthias
Behrend, Chefarzt der Klinik für Visceralchirurgie und Leiter des Onkologischen
Zentrums, über die Operationsmethoden an der Milz und die Konsequenzen für das
Immunsystem. Die Splenektomie ist ein Standardeingriff bei bestimmten Formen
der Blutarmut, aber auch bei traumatischen Milzverletzungen. Häufig kann die
Milzentfernung minimal invasiv in Schlüssellochtechnik durchgeführt werden. Neben
den modernsten Verfahren der Milzchirurgie stellte Prof. Dr. Behrend akute
Empfehlungen zur Vermeidung von Infektionen bei Patienten nach Milzentfernung vor.
Im Anschluss an die Vorträge der Fachexperten moderierte
Prof. Dr. Wagner die Rückmeldungen der niedergelassenen Ärzte im Hinblick auf
die Vernetzung des Onkologischen Zentrums.
Foto: Informierten über neue Methoden: Prof. Dr. Siegfried
Wagner (v.l.), Prof. Dr. Matthias Behrend, Prof. Dr. Andreas Mackensen und Dr.
Jens Kuhfahl.