Die vielfältigen Möglichkeiten der Handchirurgie

20.09.2013

Die vielfältigen Möglichkeiten der Handchirurgie
Vortrag von Oberarzt Anton Kunz

Ob Pianist oder Milchbauer – jeder braucht seine Hände, allerdings ganz unterschiedlich. Diesen verschiedenen Anforderungen muss im Falle eines Falles auch der Handchirurg gerecht werden. Vor diesem Hintergrund erläuterte Handchirurg Anton Kunz die Möglichkeiten seiner Zunft bei einem sehr gut besuchten Vortrag in der AOK Plattling, den das DONAUISAR Klinikum Deggendorf zusammen mit der Krankenkasse, dem Kneippverein und der Volkshochschule organisiert hat. Stellvertretend für die Veranstalter begrüßte Dietmar Liebhaber von der AOK den Referenten und die Zuhörer.
In vielen Fällen könnten die Patienten nicht mehr gut greifen oder hätten große Schmerzen, wenn sie eine Behandlung ins Auge fassten. Dabei müsse der Chirurg berücksichtigen, dass die Hand sehr filigran konstruiert sei und anders behandelt werden müsste als andere Körperstellen. Nähte müssten zum Beispiel gezackt angelegt werden, damit sie sich einfalten könnten. Aber das sei nur eine Grundregel bei den 1534 verschiedenen Operationen, die an der Hand durchgeführt würden. Künstliche Gelenke, wie sich an der Hüfte schon bewährt hätten, seien an der Hand in vielen Fällen noch nicht zu empfehlen, da noch nicht ausreichend Erfahrungen vorlägen. Bei einer rheumatischen Hand könnten jedoch Silikonkissen zwischen die Knochen eingebaut werden. Manchmal sei es aber auch das Mittel der Wahl den Nerven, der die Schmerzen in Gehirn überträgt zu trennen. „Das Gefühl in den Fingern bleibt dabei jedoch erhalten“, sagte der ausgebildete Handchirurg Kunz, der am DONAUISAR Klinikum Deggendorf, im MVZ Klinikum Deggendorf und im MVZ Landau tätig ist. 
Generell war der Rat des Chirurgen mit einem Arztbesuch bei Handproblemen nicht lange zu warten: „Oft erholen sich die Nerven nicht mehr, wenn sie zu lange gedrückt und damit geschädigt werden.“ Durch ein Kribbeln oder ein Taubheitsgefühl in den Fingern mache sich das Karpaltunnelsyndrom bemerkbar. Am DONAUISAR Klinikum würden dieses Problem vielfach endoskopisch von erfahrenen Neurochirurgen operiert. Bei der OP werde Druck vom Nerv genommen, dieser erhole sich und das Kribbeln verschwinde. Allerdings nur wenn rechtzeitig operiert würde.
Auch eine Zyste am Finger könne, wenn sie zu lange unbehandelt bleibt, eine Amputation nach sich ziehen, weil sie den Knochen zersetzt. Ski-Daumen, der Mami-Daumen und Schnappfinger seien dagegen vergleichsweise einfach zu behandeln. Bei Knoten in der Hohlhand seien die (ambulante) Operation oftmals sinnvoll, wenn sie nicht zu spät erfolge. Die Erfolgschancen seien ausgezeichnet, auch wenn nicht ausgeschlossen werden könne, dass die Knoten später wieder einmal auftreten würden.
Für die Behandlung von Handverletzungen brauche man einen erfahrenen Chirurgen, der Nerven, Sehnen, Muskel und Knochen wieder verbindet und viel Zeit. „Dann kann man auch bei schwersten Verletzungen sehr gute Ergebnisse erzielen“, so Kunz, der zum Team der Unfallchirurgie am DONAUISAR Klinikum Deggendorf gehört. Teilweise würden dabei 1,2 Millimeter große Schrauben eingesetzt. Bei Amputationen sollte man nach Möglichkeit das abgetrennte Fingerglied oder auch den Nagel mit ins Krankenhaus bringen. Auch Hundebisse sollten auf keinen Fall unterschätzt werden. Hier könnten sich unter der Haut große Eiterherde entwickeln. Nach dem Vortrag stellten die Zuhörer noch viele Fragen, bei denen Anton Kunz noch einmal seine Kernbotschaft vermittelte: Lieber einmal zu oft zum Arzt als einmal zu wenig.

Anton Kunz und Dietmar Liebhaber

Handchirurg Anton Kunz mit Dietmar Liebhaber (r.) von der AOK.