Prof. Schandelmaier bei Senioren-Aktiv-Club
04.07.2013
Cornelia Wohlhüter als Vorsitzende des Senioren-Aktiv-Clubs schreibt zu dem Vortrag:
Wohl keiner kennt die Knie der Deggendorfer besser als Prof. Dr. Peter Schandelmaier. Der Chefarzt des Donauisar-Klinikums hat in nur zehn Jahren mehr als 1000 künstliche Kniegelenke eingesetzt. Und dazu hunderte von neuen Hüftgelenken. Bei seinem Vortrag über die operativen Möglichkeiten für Hüfte und Knie am Donnerstag im Klosterhof traf der Chirurg erwartungsgemäß auf viele Senioren, die er einst „auf dem Tisch“ gehabt hatte. Als „Problemzone“ des menschlichen Körpers bezeichnete Schandelmaier das Knie. Die Möglichkeiten der Überbeanspruchung sind groß: Die einen treiben exzessiv Leistungssport, die anderen leiden unter einer falschen Beinstellung und wieder andere bekommen im Alter Probleme beim Treppensteigen, einfach weil sich die Knorpel zwischen den Gelenken abgenutzt haben. Wenn Knochen auf Knochen reibt, treten große Schmerzen auf. Dauerhafte Abhilfe schafft da nur das künstliche Kniegelenk. Wobei Prof. Schandelmaier bei der Operation so viel vom eigenen Gelenk erhält als möglich, denn „das Künstliche ist immer schlechter als das Echte“, räumte der Chirurg ein.
Die Vorbereitung für die Patienten ist wichtig, so der Arzt. Er riet, mit Menschen Kontakt zu suchen, die schon eine OP hinter sich haben, sich im Internet zu informieren und schon mal vorab das Gehen mit Krücken zu üben. Wichtig für den Erfolg seien durchaus auch „weiche“ Faktoren. Wenn also ein Kniepatient daran glaubt, dass die Mondphasen für den günstigen Operationstermin wichtig seien, nehme er darauf Rücksicht. Diesen Patienten helfe das, und medizinisch schade es jedenfalls nicht.
45 Minuten dauert im Schnitt eine Knieoperation, daran schließen sich zwei bis drei Stunden im Aufwachraum an. Schon am gleichen Abend könne und solle der Patient wieder auf eigenen Beinen stehen. Schandelmaier bevorzugt die örtliche Betäubung in Verbindung mit Schlafmitteln; das erspare den Narkose-Kater.
Der Eingriff bei der Hüftoperation ist weniger kompliziert. Den Zeitpunkt müsse jeder für sich selbst entscheiden; ausschlaggebend sei der Grad der Schmerzen. Der Arzt erzählte von einer 93-jährigen Patientin, die kürzlich eine Operation ausgeschlagen habe: Sie wolle lieber noch etwas zuwarten; noch sei der Schmerz auszuhalten. Vor allem beim Aufstehen macht die Hüfte im Alter häufig Beschwerden. Ehe man sich zur Operation entschließt, helfen oft einfache Veränderungen im Leben: Höheres Bett, höhere Toilette, Sessel mit höheren und härteren Polstern oder ein Auto mit hohen Sitz erleichtern den Alltag. 15 bis 25 Jahre hält so eine implantierte Prothese, jedenfalls bei den Implantaten, die am Donauisar-Klinikum verwendet werden. Experimente mit neuen Entwicklungen gibt es am Deggendorfer Klinikum kaum: Weil die neue Hüfte jahrelang halten soll, greift Schandelmaier lieber zu bewährten Werkstücken als Metall und Kunststoff.
Wie die Operation vor sich geht, zeigte Prof. Schandelmaier anschaulich mit Dias und Grafiken: In den Schenkelknochen wird eine lange gebogene Schraube eingeführt, die in einem Kugelkopf endet. Das Gegenstück, die Pfanne, wird gleichfalls mit Dübeln befestigt. Das Metall mit poröser Oberfläche wachse in fast allen Fällen gut ein. Auch nach einer Hüftoperation gilt: Der Patient soll möglichst bald wieder auf eigenen Beinen stehen, am besten noch am gleichen Tag. Nach wenigen Tagen im Klinikum folgt die Reha.
Risikofaktoren bei der Operation sind all jene Krankheiten, die gerade im Alter häufig vorkommen: Diabetes, Vorhofflimmern und Blutverdünner. Für besonders korpulente Patienten sei es durchaus sinnvoll, vor einer Operation abzuspecken . auch wenn im Klinikum auf dem Perlasberg für besonders schwergewichtige Patienten ein Spezialtisch bereit steht.
Nach einer Stunde Theorie folgte eine lebhafte Diskussion, bei der auch viele eigene Erfahrungen der Zuhörer einflossen. Besonders erbaulich die Geschichte eines Seniors, bei dem die Heilung der Hüftoperation lange dauerte. Er ist seit 15 Jahren beschwerdefrei und gilt als unerschrockener Tänzer.