180 Teilnehmer bringen sich auf den neuesten Stand zum Thema Hygiene

03.06.2013

Der Deggendorfer Hygienetag hat sich bereits zum 15. Mal gejährt und ist mittlerweile eine fest etablierte Institution. Er war mit 180 Teilnehmern wieder überregional gut besucht. Die Organisation und Leitung der Veranstaltung führte die Stabsstelle Hygiene durch. Der ärztliche Direktor Chefarzt Dr. Josef Huber begrüßte die Teilnehmer und lobte das Hygieneteam des DONAUISAR Klinikums Deggendorf sowie die gute Zusammenarbeit mit allen Abteilungen, auch mit den neu hinzu gekommenen Standorten Dingolfing und Landau. 

Die Vorteile von Einmalmaterialien erläuterte Alfons Klinger sehr anschaulich. Einmalmaterialien seien bis zu fünf Jahre lagerungsfähig, wieder aufzubereitendes Instrumentarium dagegen nur sechs Monate. Einer kompakten Lagerhaltung und einen stets neuen Instrument stünden hohes Müllaufkommen und geringere Auswahl gegenüber. Der Aufbereitungskreislauf und die Personalkosten für normale Instrumente sind wesentlich teurer im Vergleich. So belaufen sich beispielsweise nur die Anschaffungskosten für 20 Wundversorgungssiebe in OP-Qualität ohne Aufbereitungskosten auf stolze 31.500 €. Für diese Summe bekäme man 10.160 Einmalsets. Zudem verringere sich die Gefahr einer Übertragung von nosokomialen Infektionen. 

Johannes Jaklin stellte dar, dass in den letzten Jahren ein deutlicher Anstieg von Schadensklagen zu verzeichnen ist. Es gab jedoch nur wenige Fälle, die auf Grund von nachweislichen Hygienefehlern positiv für den Klageführer entschieden wurden. In seinen weiteren Ausführungen zeigte der Fachanwalt für Medizinrecht auf, dass im Regelfall aus einem schuldhaften Sorgfaltspflichtverstoß und einem daraus resultierenden Schaden noch ein Kausalitätszusammenhang hergestellt sein muss. Allein das Auftreten einer Infektion lasse nicht auf eine unzureichende Hygiene schließen. Bei einem Krankenhausaufenthalt schafft der erste optische Eindruck von Sauberkeit eine Vertrauensbasis für Patienten und Besucher. Dr. Ulrike Weber ging auf den korrekten Einsatz von Reinigungs- und Desinfektionsmittel im Klinikbereich ein. Auch das beste Mittel funktioniert nicht, wenn die Dosierung nicht korrekt eingehalten wird. Die Hygienekriterien für den Reinigungsdienst, welche durch eine Empfehlung von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene erstellt wurden, werten den Reinigungsdienst auf. Um eine Keimübertragung zu vermeiden, wird die desinfizierende Reinigung der Oberflächen in Risikobereiche eingeteilt und daraus werden die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet. Großer Wert muss auch auf die Arbeitsschutzmaßnahmen gelegt werden. 

Dr. Georg Zinn schilderte die Problematik eines mangelnden Hygienemanagements anhand des Beispiels aus Bremen, mit Todesfällen in der Neonatologie durch multiresistente gramnegative Erreger. Daraus resultierend sei es zu einem totalen Imageverlust, Entlassungen und enormen finanziellen Einbußen der Klinik gekommen. Der Hygienefacharzt wies auf die Wichtigkeit einer guten Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern hin. Die Problematik dieser multiresistenten gramnegativen Erreger bestünde darin, dass sie die Resistenzfähigkeit an andere Keime weitergeben könnten und nur eine eingeschränkte Therapieoption bestünde. Eine Sanierung dieser relativ neuen Erreger sei derzeit noch nicht empfohlen. Eine Isolierung sei in Risikobereichen immer durchzuführen. Auf Normalstationen sei laut Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts eine gute Standardhygiene, wie Händedesinfektion, Tragen von Handschuhen und Schutzkleidung sowie eine korrekte Flächendesinfektion ausreichend. 

Laut Dr. med. Beatrice Grabein hätten sich bestimmte Enterokokken – eigentlich normale Darmbewohner – durch multiple Antibiotikatherapien zu einem multiresistenten Erreger entwickelt. Aus einer Kolonisation könne sich bei immunsupprimierten Patienten z. B. eine gefährliche Harnwegsinfektion, oder Wundinfektion entwickeln. Dies führt bei Klinikaufenthalten zu einer Isolierung der Patienten. Leider sei derzeit beim Robert-Koch-Institut in Berlin keine Richtlinie für Isolierungen vorhanden. Trotzdem würde in den meisten Kliniken, wie auch in den DONAUISAR Kliniken, bei allen betroffenen Patienten mit einer Besiedelung von VRE eine präventive Isolierung durchgeführt. 

Foto: Das Deggendorfer Hygieneteam und die Referenten informierten über den neuesten Stand der Hygiene: Dr. Ulrike Weber (v.l.), Johannes Jaklin, Petra Plank, Chefarzt Dr. Josef Huber, Eva Schneider, Wolfgang Kasberger, Petra Staudinger und Alfons Klinger.